12. Bundestreffen der Regionalbewegung in Feuchtwangen/Schneverdingen vom 04.06.-06.06.2025 : Regionale Strukturen sind eine Antwort auf globale Krisen

Margarethe Hinterlang / Romy Volpers
Fotos: © Heinrich Helms /Bundesverband der Regionalbewegung e.V.

Das 12. Bundestreffen der Regionalbewegung in Schneverdingen, Lüneburger Heide, hat erneut unter Beweis gestellt, dass Regionalität mehr ist als nur ein Trend – sie ist ein unverzichtbarer Bestandteil einer zukunftsfähigen und sicheren Gesellschaft. Rund 150 Teilnehmende sowie über 60 Referentinnen und Referenten diskutierten zwei Tage lang darüber, wie regionale Strukturen, wie eine dezentrale Land- und Ernährungswirtschaft, lokale Märkte und Wertschöpfungsketten, eine stabilisierende Rolle angesichts der aktuellen globalen Krisen spielen können.

Inmitten von Klimakrisen, geopolitischer Instabilität und wachsender sozialer Spaltung stellte sich eine zentrale Frage: Wie kann Regionalität als Antwort auf die Herausforderungen der heutigen Zeit genutzt werden? Heiner Sindel, 1. Vorsitzender des Bundesverbandes der Regionalbewegung e.V., brachte es auf den Punkt: „Der Regionalgedanke ist die Sicherheitsarchitektur der Globalisierung.“ Regionalität bietet nicht nur ökonomische und ökologische Vorteile, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle im sozialen Gefüge – sie ist ein Fundament unserer Demokratie.

Die alarmierende Entwicklung regionaler Strukturen

Die Zahlen zu regionalen Nahversorgungsstrukturen sprechen eine klare Sprache: Zwischen 1998 und 2024 haben in Deutschland 58 % der Handwerksbäckereien und 46 % der Fleischereien ihre Tore geschlossen. Gleichzeitig ging die Zahl kleinstrukturierter landwirtschaftlicher Betriebe um 70 % zurück. Besonders dramatisch ist der Rückgang im Lebensmittelhandwerk, der Gastronomie und der regionalen Direktvermarktung. Diese Entwicklungen schwächen nicht nur die Wirtschaftskraft der ländlichen Räume, sondern gefährden auch zunehmend die Versorgungssicherheit, Vielfalt und das demokratische Miteinander von Stadt und Land.

„Wir müssen es schaffen, dass wir regionale Strukturen erhalten. Sonst haben wir bald kein Vermarktungsproblem für regionale Produkte, sondern ein ernsthaftes Verfügbarkeitsproblem“, mahnte Nicole Nefzger, Geschäftsführerin der Regionalbewegung, in ihrem Vortrag.

Brücken bauen – Kooperation statt Spaltung

Der Bundesverband der Regionalbewegung e.V. versteht sich als Brückenbauer zwischen verschiedenen Akteuren der Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft. „Nur durch Kooperation statt Spaltung, durch Nähe statt Anonymität kann Regionalität ihre volle gesellschaftliche Wirkung entfalten“, so die einhellige Meinung der Teilnehmenden. Auch der neue Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Heimat, Alois Rainer, betonte in seiner Grußbotschaft die politische Relevanz regionaler Vielfalt: „Unsere ländlichen Regionen sind für viele Menschen Heimat. Politik muss ihren Teil dazu beitragen, damit diese Heimat lebendig bleibt und den Menschen eine Perspektive bietet.“

Dr. Klaus Heider, Abteilungsleiter Ländliche Entwicklung, Digitalpolitik, Innovation; Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (2.v.r.) / Prof. Dr. Manfred Miosga, Professur für Stadt- und Regionalentwicklung, Universität Bayreuth (3.v.r.) / Heiner Sindel, 1. Vorsitzender Bundesverband der Regionalbewegung e.V. (Mitte) / Hilke Feddersen, Naturpark Geschäftsführerin, Naturparkregion Lüneburger Heide e.V. (4.v.l.)

Regionalität als Schlüssel für Resilienz und Zukunft

Das Fazit des Bundestreffens war eindeutig: Regionale Strukturen sind der Schlüssel zu einer resilienten Gesellschaft. Sie bieten nicht nur Lösungen für die Sicherstellung der Versorgung und den Schutz von Lieferketten, sondern fördern auch die Wertschöpfung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die gleichwertigen Lebensverhältnisse und die demokratische Teilhabe der Bevölkerung. Zudem trägt Regionalität zu Klimaschutz und Biodiversität bei.

Für eine erfolgreiche Regionalisierung sind jedoch Mut, politische Entschlossenheit und interdisziplinäre Zusammenarbeit gefragt. Es braucht eine klare Vision für ein zukunftsfähiges Deutschland, in dem starke Regionen als Basis für eine stabile und nachhaltige Entwicklung fungieren.

Ausblick: Ein starkes Signal für die Zukunft

Das 12. Bundestreffen hat einmal mehr gezeigt, dass die Regionalbewegung nicht nur eine lokale Initiative ist, sondern eine zentrale Zukunftsstrategie. Mehr Regionalität bedeutet mehr Resilienz, mehr Vertrauen und mehr Verantwortung. Sie ist ein Schritt in eine nachhaltige, gerechte und klimagerechte Zukunft – und ein wichtiger Bestandteil einer stabilen sozialen und ökologischen Architektur. Getreu dem Motto: Gemeinsam für mehr Regionalität – für eine zukunftsfähige Gesellschaft.

Besonders interessant: der REGIOtalk über den Niedersächsischen Weg – Konstruktiv statt kontrovers bemühen sich Regierungsvertreter*innen , Direktvermarkter, Naturschutzverbände, das Kompetenznetzwerk Ökolandbau und das Landvolk Niedersachsen, gemeinsam Wege zu Natur- und Artenschutz, bei Biodiversität und beim Umgang mit der Ressource Landschaft zu gehen.

Begleitet wurde die Bundestagung von einem Kinderkongress von drei Schulklassen, die am ersten Tag Forderungen für eine regionale Klimapolitik entwickelt und sie uns präsentierten.

Eine wirklich inspirierende Tagung mit vielen wertvollen neuen Kontakten für BIONALES und den Ernährungsrat Frankfurt!