von Marita Boehringer
Die Agroforstwirtschaft stellt ein Landnutzungssystem mit Zukunftspotenzial dar. Bäume, Sträucher und andere Vegetationseinheiten werden gezielt in landwirtschaftliche Produktionssysteme integriert und unterstützen dabei unter anderem Biodiversität und Bodenqualität.
Was ist Agroforstwirtschaft?
Agroforstwirtschaft bezeichnet die Integration Bäumen und Sträuchern in Agrarsysteme, um ökologische und ökonomische Synergien zu schaffen. Ziel ist es, landwirtschaftliche Flächen durch diese Diversifikation effizienter und widerstandsfähiger zu gestalten.
Es gibt verschiedene Arten von Agroforstsystemen, die je nach regionalen Gegebenheiten und Zielsetzungen angepasst werden können. Agroforstsysteme können beispielsweise in Kombination mit Pflanzenproduktion (silvoarables System) und der Tierhaltung (silvopastorales System) genutzt werden. Möglich ist ein solches System auch mit der Kombination von pflanzlicher und tierischer Produktion, dann handelt es sich um ein agrisilvopastorales System.
Landschaftliche Veränderungen
Das alles ist eigentlich keine neue Idee. Früher wurden Hecken als Windschutz oder zur Flächenbegrenzung genutzt, und Bäume waren auf Feldern alltäglich. Diese Flächen verursachten allerdings einen höheren Arbeitsaufwand: Neben den Arbeiten für Ackerbau und Tierhaltung fiel dabei auch noch die Baum- und Strauchpflege an. Der technische Fortschritt und die Mechanisierung der Landwirtschaft führten dann dazu, dass Bäume und Sträucher oft weichen mussten, um Flächen effizienter bewirtschaften zu können.
Heute rücken Agroforstsysteme wieder stärker in den Fokus, denn sie bieten Lösungen für aktuelle Herausforderungen wie längere Trockenperioden, Starkregenereignisse und den Verlust von Bodenfruchtbarkeit.
Vorteile der Agroforstwirtschaft
Agroforstsysteme können die Bodenfruchtbarkeit, Wasserhaltefähigkeit (Wasserretention), Biodiversität und das Mikroklima verbessern. Zudem bieten Bäume und Sträucher Lebensraum für unterschiedliche Nützlinge, die dann Schädlinge im Ackerbau bekämpfen können.
Bodenfruchtbarkeit und Erosionsschutz
Das Wurzelsystem der Bäume stabilisiert den Boden, schützt vor Erosion und verbessert die Nährstoffspeicherung. Baumstreifen fördern zudem die Versickerung von Wasser und schützen vor Wind- und Wassererosion. Durch den Laubfall wird der Humusaufbau gefördert, wodurch zusätzlich CO₂ im Boden gespeichert wird.
Wasserretention und Mikroklima
Bäume dienen auf der Fläche als Verdunstungs- und Windschutz und verbessern dadurch auch das Wasserhaltevermögen des Bodens. Gleichzeitig tragen sie zur Kühlung der Umgebung bei.
Biodiversität und Lebensraum für Nützlinge
Die Kombination aus Bäumen, Sträuchern, Ackerland und Viehhaltung bietet Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Baumstreifen bieten Rückzugs- und Überwinterungsmöglichkeiten für Nützlinge, wie natürliche Schädlingsbekämpfer und Bestäuber. Dadurch steigt die ökologische Resilienz des gesamten Systems.
Praktiken der Agroforstwirtschaft
Agroforstwirtschaft umfasst verschiedene Anbaumethoden, die an die jeweiligen Gegebenheiten und Zielsetzungen angepasst werden können:
- Alley Cropping: Reihen aus Bäumen oder Sträuchern wechseln sich mit landwirtschaftlichen Nutzpflanzen ab. Dies verbessert die Flächeneffizienz und nutzt die positiven Effekte von Bäumen auf Boden und Mikroklima.
- Silvopasture: Die Kombination aus Viehhaltung und Bäumen sorgt für Schutz vor Witterung und steigert das Wohlbefinden der Tiere. Gleichzeitig tragen die Bäume zur Bodenqualität und zum Klimaschutz bei.
Herausforderungen und Lösungen
Trotz der zahlreichen Vorteile steht die Agroforstwirtschaft auch vor Herausforderungen. Die Einführung von Agroforstsystemen erfordert eine langfristige Planung, da Investitionen in Baumkulturen und deren Pflege zunächst hohe Kosten verursachen können. Zudem sind spezifische Kenntnisse über Baumarten, Bodentypen und klimatische Bedingungen notwendig. Fachliche Beratung kann daher sehr hilfreich sein, um die Umstellung auf Agroforstwirtschaft zu erleichtern und langfristige Erfolge zu sichern.
Fazit: Ein Modell für die Landwirtschaft der Zukunft
Agroforstwirtschaft bietet eine vielversprechende Möglichkeit, um ökologische und ökonomische Herausforderungen der modernen Landwirtschaft zu adressieren. Durch die Integration von Bäumen in landwirtschaftliche Systeme können nicht nur die Bodenqualität und die Biodiversität gefördert, sondern auch ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden.
Alle, die sich für das Thema Agroforst interessieren, finden beispielsweise auf der Internetpräsenz des Deutschen Fachverbands für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V. mehr Informationen.
Quellenverweise:
Deutscher Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V.: https://agroforst-info.de/agroforstwirtschaft/
Ökolandbau.de: https://www.oekolandbau.de/bio-in-der-praxis/oekologische-landwirtschaft/oekologischer-pflanzenbau/agroforstwirtschaft/
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft: https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/publikationen/daten/informationen/agroforstsysteme_in_bayern_lfl-information.bf.pdf