Q&A: Wirtschaft & Markt

Der Kostenaufwand bei der Erzeugung von Bio-Hühnereiern ist i.d.R. wesentlich höher als bei konventionellen Eiern. Gründe dafür sind: Die Gründe dafür sind vielfältig. Zunächst sind die Anschaffungskosten für Bio-Küken höher. Zudem haben Bio-Hühner mehr Platz und werden artgerechter gehalten, was auch eine teurere Fütterung mit Bio-Futter nach sich zieht (ein Tier, dass sich mehr bewegt, frisst auch mehr).

Die Betriebe, die Bio-Eier produzieren, müssen nach den strengen EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau zertifiziert sein und unterliegen regelmäßigen Kontrollen, was die Kosten weiter erhöht. 

Des Weiteren sind die Arbeitskosten pro Ei in Bio-Betrieben generell höher. Dies liegt an der arbeitsintensiveren Betreuung aus den größeren Haltungsflächen für die Hühner, der geringeren Produktivität aufgrund der artgerechteren Haltung und des erhöhten Aufwands bei der Erzeugung des Bio-Hühnerfutters. Hinzu kommt, dass der Einsatz von Antibiotika und anderen Medikamenten, die in konventionellen Betrieben verwendet werden, in Bio-Betrieben laut EU-Vorschriften stark eingeschränkt ist. Stattdessen erfordern alternative Methoden zur Gesundheitsvorsorge und Behandlung der Tiere mehr Arbeitsaufwand. 

Letztlich spiegeln die höheren Kosten bei Bio-Eiern die nachhaltigere Produktionsweise wider, die einen schonenderen Umgang mit der Umwelt und ein höheres Maß an Tierwohl zum Ziel hat.   

Für weitere Informationen siehe u.a. folgende Links: 

https://www.oekolandbau.de/bio-im-alltag/bio-fuer-die-umwelt/tierhaltung/bio-gefluegelhaltung/wie-werden-huehner-in-der-oekologische-landwirtschaft-gehalten

Siehe auch die Homepages des BMEL (Bundesministerium Ernährung und Landwirtschaft), und der Anbauverbände Demeter, Bioland, Naturland

https://www.bmel.de/SharedDocs/FAQs/DE/faq-haltungLegehennen-BioeierTierschutz/FAQ-haltungLegehennen-BioeierTierschutz_List.html

https://www.demeter.de/eier-gefluegel

https://www.bioland.de/produkt-tipps/gefluegel/eier

https://www.naturland.de/de/naturland/wofür-wir-stehen/tierwohl/legehennen.html

Ein neuer Forschungsbericht der Food System Economics Commission (FSEC) zeigt, dass eine umfassende Transformation der globalen Agrar- und Ernährungssysteme volkswirtschaftliche Gewinne von 5 bis 10 Billionen US-Dollar pro Jahr erzielen könnte. Der Bericht analysiert zwei Szenarien: das „Aktuelle Trends“-Szenario, das die Fortsetzung der gegenwärtigen Praktiken bis 2050 betrachtet, und das „Transformation“-Szenario, das eine grundlegende Änderung der Ernährungssysteme vorschlägt.
Im Transformations-Szenario könnten verbesserte Strategien und Maßnahmen Unterernährung überwinden und 174 Millionen Menschen vor einem vorzeitigen Tod durch ernährungsbedingte Krankheiten schützen. Zusätzlich würde dieses Szenario die globalen Treibhausgasemissionen senken und die biologische Vielfalt bewahren.
Ohne Veränderungen, so das „Aktuelle Trends“-Szenario, würden die Ernährungssysteme weiterhin zu Ernährungsunsicherheit und einer Zunahme der Fettleibigkeit beitragen, während sie ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen verursachen und die globale Erwärmung weiter vorantreiben. Dies würde zu einer anhaltenden Überschreitung der 1,5°C-Grenze führen und schwerwiegende Langzeitfolgen für Umwelt und Gesellschaft nach sich ziehen.

http://idwf.de/-DKFhAA 
https://foodsystemeconomics.org/ 

In den letzten Monaten wird in Deutschland viel über faire Preise für Lebensmittel gesprochen.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/landwirte-agrarprodukte-bauern-preise-handelskonzerne-milchpreis-100.html

Die Frage nach fairen Preisen berührt das sehr komplexe Zusammenspiel der Bereiche Ökonomie, Ökologie und Soziales. Es gibt keinen festgelegten Ablauf, wie faire Preise gebildet werden, die einzelnen Marktteilnehmerinnen könnten durch Vereinbarungen oder einem organisatorischen Zusammenschluss zu einem von allen Teilnehmerinnen akzeptierten Preis gelangen. 
Ein wichtiger Faktor für faire Preise ist die Transparenz zwischen den Marktteilnehmerinnen bezüglich der Wertschöpfung der einzelnen Stationen der Lieferkette. Es ist wichtig, die Kosten der Produktion, der Verteilung usw. zu kennen, um einen fairen Preis bestimmen zu können. Voraussetzung für einen solchen Preisbildungsprozess ist gegenseitiges Vertrauen, da die individuellen ökonomischen Grundlagen der einzelnen Teilnehmerinnen offengelegt werden. Grundsätzlich sollte der Preis die Reproduktionsfähigkeit der Teilnehmerinnen sicherstellen. In der aktuellen Marktsituation werden Lebensmittelpreise allerdings durch die unterschiedlichen Machtpositionen auf dem Lebensmittelmarkt bestimmt. So hat der Lebensmittelhandel, in dem vier Unternehmen 85% des Umsatzes tätigen, eine deutlich größere Marktmacht als die Organisationen der Erzeugerinnen. Beim Milch- und Fleischmarkt ist es ähnlich. (Siehe obigen Link).

Im Bereich Milchwirtschaft kommt es selbst im Bio-Sektor vor, dass Milchbäuerinnen einen Milchpreis von den Molkereien erhalten, der ihre Produktionskosten nicht deckt.
https://www.oekolandbau.de/service/nachrichten/detailansicht/oekologischer-umbau-der-landwirtschaft-geht-nur-ueber-den-preis/

Abseits der großen Strukturen gibt es Initiativen für gemeinschaftliche faire Preisbildungsprozesse unter den Marktteilnehmer*innen.

Foodcoops
Foodcoop in Hessen finden unter: Suchmaschine + „Foodcoop“ + „Ort“

Marktschwärmereien
https://www.oekolandbau.de/bio-im-alltag/einkaufen-und-kochen/einkaufen/wo-kaufen/marktschwaermerei/
Marktschwärmerei in Frankfurt am Main
https://marktschwaermer.de/de-DE/assemblies/13268

Genossenschaftliche Supermärkte/Läden
Marburg
https://punkt-marburg.de/
Weitere in Berlin, Hamburg, Köln
https://www.koellektiv.org/ 

Solidarische Landwirtschaft
https://www.solidarische-landwirtschaft.org/startseite/
Es gibt über 500 Solawis in Deutschland, auf der o.g. Homepage
befinden sich viele auch in Hessen

Die Verbraucherinitiative ‘Du bist hier der Chef’ in Eltville am Rhein
https://utopia.de/verbraucher-produkte-kartoffeln-du-bist-hier-der-chef_176745/
https://dubisthierderchef.de/ 

Die regionale Wertschöpfungskette bildet eine wirtschaftliche Leistung in einer Region ab. Am Beispiel (Bio-)Lebensmittel bezieht sich die rWSK auf den Anbau, die Verarbeitung, den Transport, die Vermarktung und den Konsum eines Produkts in der Region. 
Regionale Wertschöpfung stärkt die beteiligten Akteur:innen, fördert die wirtschaftliche und soziale Entwicklung und schafft Transparenz zwischen allen Beteiligten. Weitere Vorteile sind kurze Transportwege, Sicherung von Arbeitsplätzen in der Region und mehr Unabhängigkeit von globalen Strukturen.   
Historisch gesehen waren früher regionale Strukturen die bestimmende Wirtschaftsform, durch die globale wirtschaftliche Entwicklung wurden immer mehr regionale Akteur:innen vom Markt verdrängt. So finden sich heutzutage in den Regionen kaum noch Getreidemühlen, Molkereien, Schlachthöfe u.a.m.

Deutschlandweit wird von verschiedenen Initiativen und Institutionen die Wiederbelebung dieser Strukturen auf einem zeitgemäßen Niveau gefördert. 
Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) fördert über den Modellregionenwettbewerb “Ernährungswende in der Region” gesellschaftliche Veränderungsprozesse zur Transformation des Ernährungssystems.
https://www.ble.de/DE/Projektfoerderung/Foerderungen-Auftraege/Ernaehrungswende/in-der-Region_node.html

Die nearbuy GmbH in Kassel befasst sich seit 2020 mit digitalen Werkzeugen für die regionale Zusammenarbeit. Erzeugerinnen, Verarbeiterinnen, Logistikerinnen, Ladnerinnen und die Gastronomie treffen sich auf einem digitalen Marktplatz und können regionale Wertschöpfung in die Tat umsetzen.
https://www.nearbuy-food.de/

Für das Konzept der regionalen Wertschöpfung setzt sich auch der Bundesverband der Regionalbewegung e.V. (BRB), ein Kompetenznetzwerk für Regionalität in Deutschland ein, der 360 regionale Initiativen in Deutschland vertritt.   
https://www.regionalbewegung.de/ 
http://regioportal.regionalbewegung.de/initiativensuche/neue-suche/?no_cache=1 

Der BRB sieht sich als Interessenvertretung für Regionalinitiativen, kleinste, kleine und mittelständische Unternehmen, Kommunale Initiativen, Lebensmittelhandwerker, kleinstrukturierte Landwirtschaft u.v.m). Für alle, die regionale Wirtschaftskreisläufe stärken und regionale Wertschöpfung fördern wollen.

Preisunterschiede zwischen regionalem und überregionalem Gemüse können verschiedene Ursachen haben. Regionale Erzeuger*innen bewirtschaften oft kleinere Ackerflächen als überregionale Erzeuger*innen. Auf größeren Flächen können entsprechende Maschinen eingesetzt werden, die größere Mengen kostengünstiger verarbeiten können. Aus diesem Grund fallen pro Fläche bzw. pro Produkt niedrigere Arbeits- bzw. Stückkosten an. Der Obst- und Gemüsebau ist mit sehr viel manueller Arbeit verbunden und diese kann 60% der Gesamtkosten ausmachen. https://farmable.tech/de/blog/was-ist-der-groste-kostenfaktor-im-obstbau-lohnkosten/

In Deutschland ist der Mindestlohn wesentlich höher als in vielen anderen Ländern. In Spanien ist der Mindestlohn um knapp die Hälfte niedriger, in Italien gibt es keinen Mindestlohn. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37401/umfrage/gesetzliche-mindestloehne-in-der-eu/

https://www.stern.de/politik/ausland/italien-hat-keinen-mindestlohn—wir-leben-nicht–wir-ueberleben–33718906.html

Zum Teil werden in anderen Ländern für Anbau und Ernte sogar illegale Arbeitskräfte eingesetzt, mit entsprechenden geringen Löhnen. (Z.B. in Spanien)

https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2023/02/lieferkettengesetz-tomaten-berlin–brandenburg-produktion-menschenunwuerdig-bedingungen-rechte.html

Regional erzeugte Produkte sind zum Teil frischer, nachhaltiger und von besserer Qualität als überregional erzeugte (wegen längeren Transportwegen und Lagerung) und können zu einem höheren Preis verkauft werden. Viele Verbraucher*innen sind wegen diesen Qualitäten auch bereit, einen höheren Preis zu bezahlen. Nicht zuletzt können Subventionen und finanzielle Unterstützung für Erzeuger*innen im Ausland durch staatliche Institutionen ebenfalls Grund für unterschiedliche Preise sein.