07.04.2021
In der Entscheidung des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs, der Beschwerde von REWE gegen den vom BUND Hessen erzielten Baustopp nicht stattzugeben, sieht sich das Aktionsbündnis Bodenschutz Wetterau in der Haltung bestätigt, dass das REWE-Logistikzentrum an diesem Standort deplatziert ist.
Der Bau des gigantischen Logistikzentrums auf weltweit besten Ackerboden mitten in der Landschaft stellt einen massiven Eingriff in die Umwelt dar und wird weiterhin vom Aktionsbündnis abgelehnt.
Seit Juni 2017 besteht das Aktionsbündnis Bodenschutz Wetterau. In dem Bündnis haben sich 12 Organisationen aus Kirchen, Landwirtschaft und Umweltschutz zusammengeschlossen, um gegen den geplanten Bau eines REWE- Logistikzentrums in Wölfersheim-Berstadt mobil zu machen.
Vor allem die Kritik des Gerichts an der vom Wetteraukreis ausgestellten Baugenehmigung, die im Hinblick auf die umweltschützenden Vorgaben aus der Bebauungsplanung als mangelhaft anzusehen ist, zeigt, wie wichtig es ist, alle baurechtlichen Schritte genauestens zu hinterfragen. Der Wetteraukreis muss sich in der Sache den Vorwurf einer “sehr wohlwollenden” Genehmigungspraxis gefallen lassen, die die erforderlichen Anforderungen für den Naturschutz nicht ausreichend umsetzt.
Das Gericht hat mit seiner Entscheidung auch deutlich gemacht, dass ein Oberflächenabtrag des Ackerbodens ein bedeutsamer Eingriff in die Bodenökologie darstellt. Die Güte des gewachsenen Bodens kann durch einen Abtrag und Wiederaufbringung an anderer Stelle nicht erhalten werden, wie von verschiedenen wissenschaftlichen Bodenkundlern schon mehrfach festgestellt wurde.
Vor dem Hintergrund muss die seit längerer Zeit laufende Marketing-Kampagne des REWE-Konzerns in der Regionalpresse kritisch betrachtet werden. Im Rahmen der Kampagne wird der Oberflächenabtrag als ökologisch wertvolle Maßnahme des REWE-Konzerns dargestellt. Tatsächlich will REWE die gewachsene Bodenstruktur mit hoher Bodengüte zerstören. Ebenso wird hierdurch die klimaschützende Funktion des Humus dauerhaft geschädigt.
Über Werbeanzeigen in den Regionalzeitungen gibt REWE sich ein sozialökologisches Image. Die Auswirkungen des Logistikzentrums auf die Umwelt werden dagegen ausgeblendet. Der erhebliche Lastkraftverkehr finden keine Erwähnung und auch die in Zukunft zu erwartenden arbeitsplatzvernichtenden Effekte der Automatisierung in der Logistikbranche spielen in der Anzeigenkampagne keine Rolle.
Mit der Planung für das riesige Logistikzentrum in Berstadt zeigt REWE, das der Profit wichtiger ist, als der Erhalt der wertvollen Wetterauer Böden für die regionale Landwirtschaft. Der Konzern muss sich vorhalten lassen, dass Nachhaltigkeit bei der Planung keine Rolle gespielt hat, sonst wäre der Standort gar nicht erst in Erwägung gezogen worden. Man darf davon ausgehen, dass der Standort für den Konzern relativ günstig zu haben war.
Wenn es REWE in der Sache um Nachhaltigkeit gegangen wäre, dann hätte man sich schon frühzeitig die Stellungnahmen zur Flächennutzungsplanänderung der Fachabteilungen beim Regierungspräsidium zu Herzen genommen. Bis auf die Wirtschaftsabteilung haben alle von einem Bau eines Logistikzentrums auf der Ackerfläche in Berstadt abgeraten. Warum die Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid der Planung trotzdem zugestimmt hat, ist nicht bekannt. Die Regierungspräsidentin hat es bis heute abgelehnt, ihre Entscheidung öffentlich zu begründen!
Das Aktionsbündnis erneuert seine Aufforderung an REWE, die umweltschädigende Planung für das gigantische Logistikzentrum in Berstadt aufzugeben nicht gegen den Willen vieler Menschen in der Region zu agieren.