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von Pauline Otto
Immer öfters landen Körnerleguminosen, besser bekannt als Hülsenfrüchte, in Deutschland auf den Tellern. Die pflanzlichen Eiweißlieferanten erfreuen sich einer wachsenden Nachfrage und gedeihen auch auf heimischen Äckern. Soja, Ackerbohne, Erbse und Co liefern nicht nur hochwertige Nahrungsmittel, sondern bieten auch eine Vielzahl von ökologischen und wirtschaftlichen Vorteilen. In diesem Blogbeitrag beschäftigen wir uns mit dem Thema Körnerleguminosen und warum ihr Anbau eine Bereicherung für unsere Böden, Gesundheit, Umwelt und den regionalen Handel darstellt.
Gut für den Boden…
Gesunde, lebendige Böden sind die Grundlage unseres Ernährungssystems, ohne sie sähen die Supermarktregale spärlich aus. Eine entscheidende Rolle für gesunde Böden spielen dabei Körnerleguminosen, denn sie tragen wesentlich zur Verbesserung der Bodengesundheit bei. Durch ihre Fähigkeit mit Hilfe von Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft zu binden, reichern sie den Boden mit diesem lebenswichtigen Nährstoff an. Obwohl die Stickstoff-Fixierleistung von Körnerleguminosen zwar vom Ertrag abhängig ist und in der Regel auch deutlich geringer ausfällt als bei Feinleguminosen, wie Luzerne oder Rotklee, reduziert ihr Anbau die Notwendigkeit von Stickstoffdüngern und fördert die biologische Vielfalt im Boden. Darüber hinaus verbessern Körnerleguminosen die Bodenstruktur durch ihre tiefreichenden Wurzeln, die zur Lockerung des Bodens beitragen und die Erosionsgefahr verringern.
…und die Umwelt
Der Anbau von Körnerleguminosen hat ebenfalls positive Auswirkungen auf die Umwelt, da durch weniger verwendeten Stickstoffdünger, welcher mit hohen CO2-Emissionen durch das Haber-Bosch Verfahren verbunden ist, weniger Treibhausgase emittiert werden. Darüber hinaus fördern Körnerleguminosen eine nachhaltige Fruchtfolge und können so dabei helfen, den Schädlings- und Krankheitsdruck in landwirtschaftlichen Ökosystemen zu verringern. Die Integration von Leguminosen in der Fruchtfolge sind deshalb gerade für den ökologischen Landbau unerlässlich, da keine synthetischen Düngemittel und Pflanzenschutzmittel verwendet werden. Nicht zuletzt trägt die verbesserte Bodenstruktur dazu bei, dass Wasser von den Böden besser aufgenommen und gespeichert wird, was besonders unter trockenen klimatischen Bedingungen von Vorteil ist.
Rundum gesund
Auch für uns Menschen bietet der Verzehr von Körnerleguminosen zahlreiche gesundheitliche Vorteile. Sie sind reich an Proteinen, Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen und können in Verbindung mit einer gesunden, abwechslungsreichen Ernährungsweise dazu beitragen, das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und anderen Erkrankungen zu reduzieren. Darüber hinaus sind Körnerleguminosen eine hervorragende pflanzliche Proteinquelle mit vielfältigen Zubereitungsmöglichkeiten. Insbesondere die Sojabohne kann mit einem vollständigen Aminosäure-Profil und gesunden Omega-3 Fettsäuren punkten.
Allerdings kann der Verzehr von Hülsenfrüchten bei so manchen Menschen auch zu Verdauungsproblemen führen. Das liegt meist daran, dass der Darm noch nicht gut an größere Mengen Ballaststoffe gewöhnt ist. Dies kann jedoch oft durch allmähliche Gewöhnung und die Zugabe von verdauungsfördernden Kräutern und Gewürzen wie Rosmarin, Thymian, Ingwer oder Bohnenkraut gelindert werden, wie das Bundeszentrum für Ernährung empfiehlt. Zudem können die meisten Hülsenfrüchte besser verdaut werden, indem man sie vor dem Verzehr in Wasser einweicht und gründlich wäscht.
Auch für Tiere sind Körnerleguminosen eine ausgezeichnete Proteinquelle. Die Anbauweise und der Aufwand unterscheiden je nach Verwendungszweck. Für die Tierfütterung werden oft ertragsstarke und robuste Sorten gewählt, wobei der Fokus auf Effizienz liegt. Für die Humanernährung werden Sorten bevorzugt, die geschmacklich ansprechend und nährstoffreich sind, was höhere Pflege und strengere Qualitätsstandards erfordert. Als proteinreiches Kraftfutter bieten Leguminosen eine wichtige Nährstoffquelle für Nutztiere wie Rinder, Schweine und Geflügel. Die hohe Proteinqualität und der ausgewogene Nährstoffgehalt machen sie zu einer beliebten Futtermittelkomponente in der Tierhaltung. Durch die Integration von Körnerleguminosen in das Futter können Landwirte außerdem die Abhängigkeit von importiertem Futtermittel verringern und die Futterversorgung ihrer Tiere auf nachhaltige Weise sicherstellen. Dies trägt nicht nur zur Selbstversorgung auf landwirtschaftlichen Betrieben bei, sondern kann auch dazu beitragen, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere zu verbessern. Nach Schätzungen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) wurden in 2020/21 ca. 33 Prozent der angebauten Leguminosen für die menschlichen Ernährung angebaut und ungefähr 67 Prozent für die Tierfütterung.
Regionaler Handel
Der Anbau von Körnerleguminosen bietet auch Chancen für den regionalen Handel und die lokale Wirtschaftsentwicklung. Durch den Anbau von Hülsenfrüchten für die Tierhaltung und die Humanernährung können Landwirt*innen ihre Einkommensquellen diversifizieren und neue Märkte erschließen. Darüber hinaus stärkt der regionale Anbau von Körnerleguminosen die Lebensmittelautarkie und reduziert die Abhängigkeit von importierten Nahrungsmitteln.
Laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hat sich die Anbaufläche der Tierfutter-Körnerleguminosen seit 2015 verdreifacht und lag im Jahr 2022 bei insgesamt 260.900 ha – Tendenz steigend. Einem verstärkten Anbau von Körnerleguminosen stehen aktuell jedoch vor allem schwankende Erträge und Preise sowie fehlende Vermarktungswege im Weg. Als unterstützende Maßnahmen gibt es, unter anderem, honorierte Förderungsmöglichkeiten für den Anbau von Körnerleguminosen, wie die ab 2023 in der 1. Säule der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) angebotene freiwillige Öko-Regelung „Vielfältige Kulturen“ oder die in einigen Bundesländern ausgearbeiteten Agrarumweltmaßnahmen der 2. Säule. Um wirtschaftliche Anreize zu schaffen, müssen jedoch die Vermarktungsmöglichkeiten für Körnerleguminosen verbessert werden. Dies geschieht unter anderem im Rahmen des LeguNets und der Eiweißpflanzenstrategie. Zudem kann dafür gesorgt werden, dass Bauern ihre Anbaupläne auf mehr Körnerleguminosen umstellen, indem Geschäftsbeziehungen aufgebaut werden, bevor die Bäuerin oder der Bauer Feldversuche startet. Lieferverträge beispielsweise können den Warenfluss zwischen Landwirt*innen und Abnehmer*innen absichern und eine für beide Seiten zufriedenstellende Preisgestaltung schaffen. Auch über die Nutzung von Online-Marktplätzen oder Warenkontaktbörsen können Anbieter und potenzielle Abnehmer zusammenfinden. Hier sollte kein Absatzweg kategorisch ausgeschlossen werden, sind sich auch Wissenschaftler*innen der Fachhochschule Südwestfalen einig.
Unser Team vom LogRegio Projekt arbeitet gemeinsam mit dem Großhändler Lindner aus Frankfurt, dem hessischen Teil des Leguminosen-Netzwerks LeguNet und dem Landkreis Marburg-Biedenkopf ein Leguminosen-Netzwerk aus. Ziel dieses Netzwerks ist es, die regionale Produktion und Verarbeitung von Hülsenfrüchten zu fördern und so die lokale Wertschöpfung zu steigern. Durch die Zusammenarbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette soll eine nachhaltige und effiziente Versorgung mit regionalen Hülsenfrüchten sichergestellt werden.
Fazit
Insgesamt bietet der Anbau von Körnerleguminosen eine Vielzahl von Vorteilen für Boden, Umwelt, Mensch und regionalen Handel. Durch ihre Fähigkeit zur Stickstofffixierung verbessern sie zum einen die Bodengesundheit und tragen zum anderen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen bei. Als proteinreiche Nahrungsmittel bieten sie außerdem gesundheitliche Vorteile für Menschen und sind eine wichtige Futtermittelkomponente für Tiere. Darüber hinaus eröffnen sie Chancen für den regionalen Handel und die lokale Wirtschaftsentwicklung. Um ihr volles Potenzial auszuschöpfen, müssen jedoch Herausforderungen wie schwankende Erträge und Preise sowie fehlende Vermarktungswege adressiert werden. Die Förderung des Körnerleguminosenanbaus erfordert sowohl politische als auch wirtschaftliche Maßnahmen, um langfristig von den vielfältigen Vorteilen zu profitieren.
Weitere Informationen finden Sie auch unter: www.legunet.de
Quellen:
https://www.legunet.de/fileadmin/legunet/Dokumente/LeguNet_GLOEZ8_240410.pdf
https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/pflanzenbau/ackerbau/eiweisspflanzenstrategie.html